Zyad. Berlins einziger Trainer, der seine Mannschaft aus der E-Jugend bis in die Ü40 begleitet hat, nur um die Ü40 Oberliga für Jahre zu dominieren. Keiner sorgte für so viele Herzschlagmomente wie Zyad. Unvergessen sein Händchen für die richtigen Timeouts. Brillante, punktierte Kabinenansprachen: „Jungs, hinten dicht, vorne treffen“. Ein Gamechanger. Aber er muss auch entbehren. Wie oft zeigte der, bereits auf das Spiel fokussierte, Ü40 Trainer seiner Herzensdame, in der Nacht vor dem Spiel, die kalte Schulter. Er weiß, wie man Titel gewinnt. Ein Vorbild.
Die letzten beiden Spiele der Saison. Das Ziel steht seit der legendären Schande der Flatow Halle 2023 fest. Den Meistertitel 2025 verteidigen (Zwinkersmiley).
Die letzten beiden Spiele stehen an. Zyad kann aus dem Vollen schöpfen. Keiner seiner Spieler würde es wagen, wegen einer Verletzung auf einen Einsatz zu verzichten. Die Kabinenansprache gegen Buckow überlässt er Thäle. Ein genialer Schachzug. Die Mannschaft versteht sofort, wenn Zyad schweigt, ist das Spiel bereits gewonnen. 60 Minuten später sollte er recht behalten. Rudow geht mit einem 13:31 Auswärtssieg vom Feld. Als Berliner Meister. Aber Zyad ist kein stiller Genießer. Er holt nur Luft für den richtigen Moment.
Das letzte Heimspiel gegen Hermsdorf steht an und die Krönung seiner Karriere. Zyad ist bereits in Gedanken bei der Siegerehrung. Löti muss den Hallenschlüssel holen. Zyad schweigt wieder. Geschickt lässt er Sibbe die Fäden ziehen. Das Ziel: Ohne Negativpunkt den Titel holen. Aber Vorsicht ist geboten. Hermsdorf ist dieses Jahr unter den ersten vier und nicht zu unterschätzen. Tilo weiß das. Der Druck, den Zyad ihm auferlegt, ist riesig. Die Schande der Flatowhalle muss ausradiert werden. Und Tilo legt los. Die Mannschaft gönnt ihm die ersten drei Tore. Kameradschaftlich werden Chancen liegen gelassen, damit Tilo einnetzen kann. In der ersten Halbzeit gleich sieben Mal.
Halbzeit zwei. Die erste Frauenmannschaft kommt in die Halle für ihr nachfolgendes Punktspiel. Sie warten geduldig auf das erste Tor ihres Co-Trainers, um ihm dann die Musikbox zu entwenden und in der Kabine zu verschwinden.
Tilo genießt die letzten Minuten der Saison auf der Auswechselbank, neben Meistertrainer Zyad und Strippenzieher Sibbe.
Nach dem Abpfiff gibt es kein Halten mehr. Wer gerade noch auf dem Feld humpelte, kann plötzlich wieder rennen. Man sieht mal wieder, Männer können doch Gefühle zeigen.
Die Übergabe der Medaillen und der Schale schaut sich der HVB – Präsident von weitem an. Es ist wohl der Respekt vor der Trainerlegende Zyad. Man wartet, bis der König einen anspricht, aber man spricht nie von sich aus den König an. Jetzt ist sein Moment gekommen, der Moment des totalen Triumphs, in dem Zyad endlich das Wort ergreift und sagt: „Prost“!