Was machen alte Herren, wenn der Wetterbericht ein sehr sonniges Wochenende ansagt?
Sie gehen in die Halle zum Handball, um sich die hohe Stirn oder das schüttere Haar nicht zu verbrennen. Die alten Säcke von Ajax, Rotation, Narva und Rudow trafen sich mit tausenden jungen Leuten im Velodrom. Man könnte meinen, der HVB hat Werbung für das anstehende Meisterschafts-Final Four der „ewig Jungen“ gemacht und alle sind dem Aufruf gefolgt. Spielen wir vor einer Mörderkullisse? Kommen wir mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, denn nebenan im Velodrom hat Robyn gespielt – eine mir bis dato unbekannte schwedische Popsängerin. Die Massen strömten dorthin.
Der HVB hatte zur Meisterrunde geladen und wir haben uns vor Teilnahmezusagen gar nicht retten können, so dass der Interimstrainer Zyad die Qual der Wahl hatte, wen er aufstellen soll. Die Frage eines befreundeten Trainers lautete, ob denn der Rest der Mannschaft noch an anderer Stelle spielt? Nein!!! Die 10 anwesenden Spieler hatten vor, der Aussage im Spielbericht des HC Pankow, indem der TSV als „Übermannschaft“ betitelt wurde, zu entsprechen.
Das erste Spiel ging dann gegen die Mannen von Ajax, die Mannschaft, die wir im Staffelspiel mit 30:23 niederringen konnten, wobei damals Tilo, Huutsch und Adi die Hälfte unserer Tore geworfen haben. Auf geht’s, auch ohne die drei. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die Anfangsphase lief überraschend gut, in der 6. Minute stand es 2:0 für uns, in der 12. Minute und einem gehaltenen 7m dann nach guten Aktionen von Olaf und Dirk gar 6:3. Läuft!!!???? Könnte man meinen, allerdings haben wir sehr viel der wertvollen Hallenluft darauf verwendet, jede Situation zu kommentieren. Zur Halbzeit stand es 11:11. In Halbzeit zwei wurde die Luft dünner, denn in der 46. Minute (Spielzeit war 50 Minuten), lagen wir mit 3 Toren zurück. Man muss an der Stelle auch den Tatsachen ins Auge schauen, das Spiel um Platz 3 wird bereits 18:45 Uhr angepfiffen, es bleibt danach mehr Zeit, um das eine oder andere elektrolytische Getränk zu sich zu nehmen. Oder sollten wir vielleicht doch die „Ehre“ bemühen. Hagi und Dirk verkürzten, der Gegner dezimierte sich mit einer 2-Minuten-Strafe und Tibor glich 18 Sekunden vor Schluss zum 19:19 aus. Adi, Dein Rekord mit 4 Sekunden bleibt unangetastet!
Entscheidung im 7m-Werfen. Wer geht ins Tor? Uwe oder Uwe? Genau, Uwe R. ging rein, baute sich beim mittlerweile 8. Wurf so vor dem Schützen auf, dass es für diesen dunkel wurde, er das Tor nicht mehr erkennen konnte und vorbeiwarf. Geschafft!!! Finale!!!! Finale gegen den amtierenden Berliner Meister der Ü40, die SG Narva.
Ich behaupte mal, die Goldmedaillen gläzten schon in den Augen von Trainer und Spielern der SG.
Das Spiel gestaltete sich dann bis zur 15. Minute ausgeglichen, wo wir erstmals mit 2 Toren hinten lagen. Mit der 2-Tore-Differenz 9:11, ging es auch in die Halbzeit. Jungs, wir stehen im Finale und liegen zur Halbzeit nur 2 zurück, geht da noch was?? Auf geht’s!!!!!
Erster Paukenschlag nach 30 Sekunden in Halbzeit zwei, der Schiri zeigt der gegnerischen Nr. 10 die rote Karte und gleich hinterher noch die Blaue. Dirk holt sich zeitgleich 2 Minuten ab. Kurz danach erhöht Narva auf 9:12. Upps, Matz mit 2 Minuten und 7 Meter für Narva – aber Uwe hält. Im Gegenzug verwandelt Tibor seinen 7 Meter – nur noch 2 Tore. Was macht man als Betreuer in solch einer Situation? – man macht etwas, womit der Gegner bestenfalls nichts anzufangen weiß – Boris fand sich auf der Mittelposition wieder und glich mit 2 schönen 1:1-Situationen zum 12:12 Zwischenstand aus. Das Bobbele hatte Blut geleckt und war der Meinung, er könnte jetzt mal einen Sprungwurf aus der Mitte initiieren. Idee war gut, Ball lag im Tor, Bobbele wurde aber auf den Hallenboden befördert und lag auf dem Rücken. Der Schiri fand das Schubsen in der Luft gar nicht gut und zeigte glatt rot. Diese Führung, wir schreiben Minute 31, wollten wir nach dieser Steilvorlage des Gegners nicht mehr aus der Hand geben. Auf jedes Tor von Narva hatten wir eine Antwort, ob Hüftwurf oder im 1 gegen 1, mehr als auf 1 Tor kam Narva nicht ran. Selbst nicht, als der Schiri der Meinung war, der RA namens Tibor, braucht mal eine kleine Pause von 2 Minuten. Das stachelte Bobbele und Chris erst richtig an, die die letzten 5 Tore warfen. Siiiieg!!!!! Meistaaaaaa!!!! Grün-weiß-rote Invasion!!! Feiern, Wunden lecken, alle Strapazen vergessen und genießen!!
Statistik: Wir stellen mit Tibor den Torschützenkönig (13 Treffer und Boris wird 3. mit 12 Tore), haben die meisten Tore geworfen (47), die höchste Trefferquote bei 7 Metern (87%), die meisten gehaltenen 7 Meter (5), die meisten 2-Minuten-Strafen bekommen (10), sind bei gelben Karten vorne (6). Nur bei den Rotsündern wollten wir uns nicht einbringen – gut so. Wir hatten die älteste Innenverteidigung, die wenigsten Spieler auf dem Formular und mit Abstand das meiste Gewicht im Torsteherbereich.
Danke an die Ausrichter des Turniers, die Organisation war top. Danke auch an Narva, die sich als fairer Zweiter präsentiert haben.
Danke an alle, die uns auf dem Weg zum Final Four unterstützt haben und danke an Uwe R. Olaf, Matzi, Hagi, Dirk, Bobbele, Chris, Wolle, Tibor-Chantal und Zyad, sowie die Familien und Fans, mit denen ich diesen Tag gemeinsam erleben durfte. Es war einfach geil!!!
Keller