Es waren 6 sehr lange Monate, die Coronakrise hat den Handballkalender mächtig durchgewirbelt und so war die Sommerpause eher eine Frühlings- und Sommerpause. Doch nun hatte das Warten endlich ein Ende und der reguläre Spielbetrieb kann wieder aufgenommen werden – wenn auch etwas anders, als wir alle es gewohnt sind. In den meisten der Berliner Sporthallen sind Zuschauer verboten, Kabinen und das Duschen nach dem Spiel sind seltene Glücksfälle und auch die obligatorische Begrüßung vor den Spielen fallen auf unbestimmte Zeit weg. Diese neuen Eindrücke haben auch uns merklich verunsichert und schon beim Warmmachen merkte man, dass Handball ohne euch – ohne die Fans nicht das Gleiche ist.
Viel zu früh starteten beide Mannschaften in die Erwärmung, es fehlte einfach die Musik in der Kabine, die Gespräche über Gott und die Welt bevor man heiß werden kann. Ohne Kabine geht man in die Halle und hat die intime Teamatmosphäre nicht.
So war der Anpfiff schon 10 Minuten eher als geplant, ob das der Grund für unseren Fehlstart war? Nein sicher nicht, es waren einfach Unkonzentriertheiten, welche man sich einfach nicht erlauben kann. Man merkte allen und mit allen meine ich wirklich ALLEN Spielern, Trainern und wer sonst noch auf der Platte und am Seitenrand steht die sechsmonatige Pause an. Es war kein schönes Spiel, es war eher ein sehr schlechtes Spiel. Vorne gelingen Tore nicht auf Grund von guter Teamaktionen, sondern auf Grund von Nachlässigkeiten in der Defensive.
Schnell lagen unsere Jungs mit 6:2 hinten (6. Spielminute). Das Trainergespann aus Flo und Claudia Bahn verzichtete jedoch auf eine frühe Auszeit und wollten erst abwarten, ob sich die Jungs von allein fangen würden. Ganz offensichtlich passierte dies nicht, vorne waren es Abspiel- und Fangfehler, dazu hin und wieder mal ein Schritt mit Ball aber ohne Prellen zu viel, hinten agierten wir vor allem gegen den offensiv überragenden M. Linnart viel zu passiv (am Ende des Spiels sollte dieser 11 Tore werfen) und arbeiteten viel zu kontaktlos. Auch eine Umstellung von der 6-0 Abwehrformation zu einer 5-1 mit Melvin auf der Spitze brachte nicht die erhoffte Wende.
In der 16. Spielminute traf angesprochener M. Linnart zur ersten 8 Tore Führung der Gastgeber (14:6). Diese Führung sollten sie auch bis zur 20. Spielminute beibehalten (18:10). Dann aber wachten die Jungs rot endlich auf, die packten in der Defensive zu, spielten vor die einfachen Dinger und die Konzentration blieb hoch, bis der Ball im gegnerischen Tor war. 18:13 – 22. Spielminute erstes Time-Out im Spiel, man mag es kaum glauben, bei der schlechten Leistung der Gäste allgemein war es auf ein Mal das Heimteam, welche die Grüne Karte auf den Tisch legen sollte. Doch F. Bahn fand die richtigen Worte und bis zur Halbzeit verkürzten wir weiter auf 18:15.
Halbzeitpfiff, durchatmen, Schluck trinken und verarbeiten, was passiert ist. Was war eigentlich passiert? Wie konnten wir auf ein Mal nur noch mit 3 hinten liegen? Wir spielen 20 Minuten lang unterirdisch und kriegen nichts gebacken, doch der Teamgeist und der Wille waren geweckt! Genau das mussten wir uns beibehalten, mehr braucht man gegen den Gegner heute nicht.
Doch leider gelang uns das absolut nicht. Aus dem akzeptablen 18:15 wurde binnen knapp 4 Minuten ein 22:15. Die starken letzten 5 Minuten der ersten Halbzeit durch eine identisch schlechte Leistung wie in der ersten Halbzeit wieder negativ ausgeglichen. Doch ein weiteres Mal schwenkt das Momentum auf unsere Seite und in der 36. Spielminute wirft J. Fiedler zum 23:20 – wieder nur 3 Tore im Hintertreffen – wieder das Time-Out der Gastgeber. Dies brachte zwar keinen Bruch in unser Spiel, aber leider wurden die Spieler von Spandau wieder aufgeweckt. Von der 35.-45. Spielminute kann man durchaus von einem Handballspiel reden, die einzigen Minuten, in welchen beiden Teams auch hin und wieder mal etwas ansehnliches gelingt. Leider sollte das Momentum nicht ein weiteres Mal auf unsere Seite und wir verlieren das Ding mit 33:30.
Was nehmen wir aus so einem Spiel mit? Wer sich hinten 33 Tore fängt, darf über eine Niederlage nicht meckern, wenn man sich dann auch noch überlegt, dass mindesten 15 Tore des Gegners Geschenke von uns waren, dann erst recht nicht. Zur Wahrheit gehört aber auch die Bilanz von 8 7-Metern für die Gastgeber gegenüber 1 7-Meter für uns, dazu kommt ein Verhältnis 2:8 was die kassierten 2-Minutenstrafen angeht – das lassen wir einfach unkommentiert…
Eine Niederlage ist aber in JEDEM FALL die eigene Schuld! So müssen wir in der kommenden Trainingswoche gerade an der Abwehr arbeiten. Aber auch die dämlichen Fehler in der Offensive dürfen in dieser Menge nicht passieren!
Am kommenden Samstag kommt es zum Derby gegen die JSG Neukölln, mit einer solchen Vorstellung wird uns da eine böse Überraschung erwarten.
Der Kader
K. Jebautzke
M. Meißner (10 Tore), R. Schölzel, J. Fiedler (3), M. Weyer (1), F. Rothe (2), N. Janson (1), J. Thamm (4), J. Barthel, K. Schmidt, B. Aidoo (9).