Gerade erst hatte die wD1 das bittere Saisonende in der Meisterschaft verdaut, gehandicapt durch Verletzungen wurde aus dem geplanten Silber „nur“ Bronze, durften die Girls am Wochenende noch einmal im Pokalfinale ran. Dort verlor das Rudower-Team gegen den Berliner TSC und wurde so Vize-Pokalsieger.
Das Endspiel – eine große Sache für die Mädels. Schließlich war es das erste Pokalfinale der noch jungen Handball-Karriere. Gegen den Berliner TSC (Berliner Meister) hatte die wD1 bereits in der Saison schon zweimal hoch verloren 18:36 und 19:38. Die Rollen waren also vor dem Spiel klar verteilt. Ein neuer Plan musste her. Noch einmal den „gleichen Stiefel runterspielen“ wollte das Trainerteam nicht.
Coach Ulli Krieger: „Wir tüftelten also an einer neuen Taktik, mit der wir die TSC-Mädels wenigstens vor eine andere, unangenehme Aufgabe stellen wollten.“ Und die Trainerin gibt zu: „Meine Idee, hatte den gleichen Ansatz, war aber nicht ganz so verwegen, wie die von Kollege Jesper Köppen. Aber auf seine Taktik-Ausreizung hatte ich noch mehr Lust. Wir mussten beide nur noch die Mädels davon überzeugen.“
Im Spiel lief die Umsetzung dann nicht ganz so gut. Und wer auf das 7:34 guckt, könnte denken, haben die Rudower Mädels überhaupt mitgespielt? Ja, haben sie. Mutig. Trotz vieler Fragezeichen im Kopf und großer Nervosität folgte die wD1 der Trainer-Idee.
Ulli Krieger: „Leider hat es im Spiel nicht ganz so gut funktioniert. Doch das lag nicht an unserer ungewöhnlichen Taktik, sondern an den vielen Fang- und Passfehlern. Damit haben sich die Mädels selbst um mehr Tore gebracht.“
Aber die Trainerin schiebt schmunzelnd nach: „An uns als Pokal-Zweiten, der vielleicht sowieso mit 15 Toren Unterschied verloren hätte, hätte sich niemand erinnert. Aber vielleicht erinnern sich die Zuschauer in ein paar Jahren noch daran, dass die wD des TSV Rudow die ungewöhnlichste Angriffs-Formation auf das Feld geschickt hat, die es bisher in einem Berliner Pokal-Finale gab.“
Eindruck haben die Mädels, unterstützt durch Fiona, Lotte und Maria aus der wD2, auf alle Fälle hinterlassen. Als plötzlich vier Rudower an der Seitenauslinie klebten und durch den „Manndeckungs-Zwang“ gleich vier TSC-Spielerinnen quasi aus dem Spiel nahmen, war plötzlich viel Platz auf der anderen Spielhälfte. Jetzt im Zwei gegen Zwei, mit „fliegenden Torhüter“ als Anspielstation im Rücken, sollten die Girls in Richtung Tor marschieren. Leider war die Nervosität größer als der Plan.
Jesper Köppen: „Immerhin haben die Mädchen es geschafft, dass ein Raunen durch die Halle ging. Und wenn es mal geklappt hat, sah es wirklich schon ganz gut aus.“
Ulli Krieger ergänzt: „Wir sind stolz darauf, dass die Truppe sich auf etwas Neues eingelassen hat, ihre Komfortzone verlassen wollte.“
Nach dem Pokal-Finale verabschiedete die Mannschaft von Ulli Krieger und Marela Kucharski mit einer kleinen Kabinen- und Park-Party ihre zwei Dauer(b)RENNER. Nele verlässt nach vier Jahren den TSV Rudow und lebt ihren Handball-Traum in Frankfurt/Oder an der dortigen Sportschule weiter. Und Katharina (spielte acht Jahre in Rudow Handball) hat sich nach jahrelangem Doppel-Training nun für die Leichtathletik entschieden, geht ab August auf die Sportschule im Olympiapark.
Ulli Krieger: „Mit Silber und Bronze die Saison zu beenden, ist aller Ehren wert. Danke an meine Trainer-Kollegen und vor allem danke an Olivia und ihre wD2 für die vielen guten gemeinsamen Trainingstage und die Top-Aushilfe, die eigentlich nie Aushilfe war. Die Mädels haben bei den Großen schon prima Visitenkarten hinterlassen.“
Ulli Krieger