Ungleiches Gleichgewicht – als die Waage kippte

Ein Pokalabend, an dem der Kampfgeist glänzte, Entscheidungen wackelten und ein ganzes Team gegen mehr als nur einen Gegner spielte.

Freitagabend in der Neuhofer Straße.

Pokal. „Flutlicht“ aus den Neonröhren an der Hallendecke. Es war alles angerichtet, diese typische Rudower Mischung aus Energie, Euphorie und Erwartung. Die Halle hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag komplett schwarz dagestanden. Stromausfall. Spiele mussten abgesagt werden, der Trainingsbetrieb konnte nicht regulär stattfinden. Erst Sonntag dunkel, dann Montag ratlos, Dienstag endlich Entwarnung. Und so stand er wieder, dieser Kessel. Warm, laut, lebendig – bereit für die dritte Pokalrunde.

Wir können Emotionen. Wir können Pokal.

Und wir waren gewappnet.

Die Halle war bis tief in die Nacht geblockt – wir hätten ohne zu zucken auch Verlängerung und Siebenmeterwerfen genommen. Alle waren heiß, trotz der Kälte draußen, trotz des Chaos der letzten Tage.

Der Gegner: VfV Spandau, Oberliga, jung, dynamisch, am Samstag bereits bei der Ersten von uns zu Gast gewesen. Dort endete es mit einem knappen Unentschieden, in einem Spiel, das Rudow eigentlich hätte ziehen können. Nichts Großes, nichts Dramatisches – aber genug, um eine Idee zu bekommen, was uns erwartet.

Wir selbst kamen mit voller Kapelle: 21 Mann, davon 16 Spieler und 5 Offizielle, das Maximum nach neuem Regelwerk. Spandau trat mit 11 Spielern plus 2 Offiziellen an – kompakt, eingespielt, körperlich stark.

Wir wussten, was sie können und wie sie vermutlich spielen: Rückraum stark, viel Tiefe, wenig über Außen und Kreis, klare Achse zwischen Halb und Mitte.

Wir waren vorbereitet. Wir wussten, worauf es ankommt. Und wir waren bereit.

Wir beginnen in der Abwehr, parieren den ersten Angriff und sichern uns die Führung. 1:0 dann der 7m – 2:0 – wir sind im Spiel. Doch dann… noch keine 5 Minuten gespielt, nichts Nennenswertes passiert – aber erste Ermahnung gegen die Rudower Bank. Emotionen zurückfahren. Mündlich, früh, unerwartet. Und wie ein kleiner Vorbote dessen, was an diesem Abend schieflaufen sollte.

Denn die Statistik dieses Spiels liest sich wie ein Lehrbuchkapitel über Asymmetrie:

11 Zeitstrafen für Rudow, 0 für Spandau. Elf. Zu. Null. Dazu zwei gelbe Karten gegen uns, eine gegen den Gegner. Ein Verhältnis, das man wohl am ehesten mit dem Titel „Mut zur Lücke – nur leider auf einer Seite“ bezeichnen könnte. Die Halle reagierte entsprechend. Erst ungläubig, dann laut, dann unmissverständlich.

Und trotzdem war es ein Pokalfight. Ein echter.

Spandau ging in Führung (4:5 nach 11 Minuten) und konnte sich bis auf 3 Tore absetzen, das Maximum im gesamten Spielverlauf. 7:10 nach 20 Minuten. Wir ziehen nach und gehen bei 12:13 in die Halbzeit!

Die zweite Halbzeit startet holprig, Fehlwürfe und technische Fehler aber wir sind schnell wieder auf der Höhe! Ausgleich in der 43. Minute zum 20:20!

Trotz der 11 (!) Zeitstrafen und 1/4 des Spiels in Unterzahl hatten wir immer wieder die Chance auf den erneuten Ausgleich. In einem Spiel, das längst jede Balance verloren hatte, blieb Rudow stabil. Nicht schön, aber leidenschaftlich. Nicht kontrolliert, aber unerschütterlich. Pokal eben.

Dann Minute 45.

Die Halle kochte. Die Stimmung brodelte. Einige Entscheidungen der Unparteiischen waren nicht für alle Anwesenden nachvollziehbar – oder auch nur für sehr sehr wenige.

Den Schiedsrichtern wird es zu bunt und zu laut, sie wollen Ordner auf der Tribüne.

Keine Eskalation, kein Tumult – einfach eine Situation, die in der Neuhofer so deplatziert wirkte, als hätte das Spiel inzwischen die falsche Abzweigung genommen.

Fehl am Platz, überzogen, völlig außerhalb unserer Pokalrealität.

Die Führung können wir uns in der zweiten Halbzeit nicht mehr holen, auch wenn wir alles geben!

Gohli trifft wie im Rausch: 12 Tore, 6/6 vom Punkt.

Höhna stemmte weitere 6 Treffer dagegen. Lars S. mit 5 Stück, kompakt, verlässlich.

Aber am Ende heißt es dann nur 26:30.

Ein Ergebnis, das angesichts der Kräfteverhältnisse fast schon eine kleine Rudower Heldengeschichte ist.

Ein Spiel, das uns doppelt so viel kostete wie Spandau, weil jede Aktion härter erkämpft, jede Lücke schwerer gefunden und jeder Fehler teurer war.

Aber eines, das zeigt: Dieses Team lebt. Dieses Team trägt. Dieses Team steht.

Bedauerlicherweise hatte dieses Spiel mehr als zwei Protagonisten, den VfV Spandau und den TSV Rudow, sondern mit den beiden Unparteiischen zwei weitere Hauptakteure, die leider das Spiel etwas aus dem Gleichgewicht gebracht haben.

Wir bedanken uns beim VfV Spandau für die mehr als fairen und sportlichen Gesten nach dem Spiel und wünschen für die 4. Pokalrunde viel Erfolg!

Für uns heißt es jetzt:

Kopf hoch. Trikot waschen, denn am Dienstag erwarten wir schon wieder im Ligabetrieb den CHC.

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